19. Februar 2015

Weil das Leben die Farben so vermisst...


Bei dem letzten Poetry Slam/Lektüre-Abend von Logorrhoe im Tsunami Club hat mich ein Beitrag besonders angesprochen, den ich unbedingt mit euch teilen wollte. Angelika, die das folgende Gedicht geschrieben hat, hat es live natürlich noch viel besser rübergebracht, aber lest selbst...


Alles ist nur noch schwarz oder weiß, 
denn uns wurden die Farben gestohlen.
Und eigentlich ist es doch so einfach sie zurück zu holen.
Aber das Grau des Nebels hat alles verschwommen,
und ich versuche verzweifelt wieder klarer zu sehen,
und dem Nebel zu entkommen.
Denn ich will, dass unser Leben, wieder voller Farbe ist,
weil das Leben die Farben so vermisst.
Wir haben uns zu lange in diesem Nebel versteckt,
wo alle nur gleich sind,
und keiner weiß was wirklich in einem steckt.
Zu lange haben wir dieses normale vorgegebene langweilige Leben gelebt
ohne zu hinterfragen und nie haben wir nach Glück gestrebt,
denn wir wussten ja nicht was Glück ist.
Und deshalb haben wir es auch nie vermisst.
Wir haben den Lügen geglaubt,
wir haben geglaubt, dass alles perfekt ist und einfach weggeschaut.
Denn für uns ist alles Grau, für uns ist alles gleich,
wir alle sind so arm, aber denken dabei wir wären reich.

Mittlerweile sind wir sind an die Farblosigkeit gewöhnt,
und mittlerweile versuchen wir selbst das Leben in Grautönen zu ertränken,
und an der Farbenfreude keinen Gedanken mehr zu verschenken.
Denn uns ist das alles viel zu bunt,
und deshalb halten wir auch lieber den Mund.
Und gerade ich, von der alle behaupten, sie sei so still
mache jetzt den Mund auf und sage was ich will!

Ich will eine Farbexplosion!
Ich will Emotion,
ich will eine Generation, die Farbe bekennt.
Die Gefühle zeigt und sie nicht aus Peinlichkeit verschweigt.
Ich will das man lacht, liebt, weint oder schreit.
Ich will, dass wir ausbrechen, dass wir fliehen,
und anfangen uns selber wieder in Farbe zu verlieren.

Wir sind nicht alle gleich, das ist doch nur ein Schein,
wir haben so viel mehr verdient als das, wir haben es verdient anders sein.
Ich will das wir unser Anderssein akzeptieren,
und uns gegenseitig gerade deshalb respektieren.
Ich will eine Welt in der man man sich nicht schämen muss anders zu sein.
Aber zur Zeit fühlen wir uns dabei leider immer sehr sehr klein.
Und gestehen es uns gar nicht wirklich ein.
Denn wir haben Angst. Angst die Grenzen der Farblosigkeit zu überschreiten.
Denn wir wissen nicht was uns erwartet, nicht bei weitem.
Aber wir müssen endlich den Mut fassen,
und die Farblosigkeit hinter uns lassen.


- Angelika Peplinski -



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