8. August 2016

Von Blumen, Scheiße und meinem Rettungspaket




'Das Leben ist ein einziger Sturm aus Scheiße und Kunst ist der einzige Schirm, den wir dagegen haben.' - Nicht meine Worte, aber die von Mario Vargas Llosa, einem Schriftsteller und Politiker aus Peru, der für mich mit seinem Zitat den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

In den letzten Wochen konnte ich mich auf meinen Ausstellungen mit vielen verschiedenen Leuten austauschen, die mich aber immer auch dasselbe gefragt haben: 'Wie bist du zum Malen gekommen?' Die kurze Antwort darauf ist, dass ich von klein auf immer gerne kreativ war und ich Spaß an der Kunst habe. Die längere und ehrlichere Antwort, die ich eigentlich geben müsste, vor der ich mich aber oft scheue sie laut auszusprechen ist die: Im Frühjahr 2013 wurde meine Mutter mit Darmkrebs diagnostiziert. Jedes Jahr kamen neue Metastasen dazu, mehr Operationen und anstrengende Therapien. Obwohl keine Heilung in Aussicht ist und sie nur noch wenige palliative Möglichkeiten hat, arrangiert sie sich mit ihrer Situation, bleibt im Großen und Ganzen positiv, geht ihrer Arbeit nach und würde am liebsten jeden Tag mit uns auf dem Eifelsteig wandern gehen.

Diese positive Einstellung habe ich mir an jenem Tag zum Vorbild gemacht als sie mir zum ersten Mal von ihrer Diagnose erzählte. Seitdem ist Malerei mein Kanal, in dem ich ausbrechen kann, der mich gesund hält, wo ich mal nicht über ihre Krankheit nachdenke, und in dem ich meine Angst, vor dem was kommt, bündeln kann. Ich kann mir, wie ein kleines Kind, nur das Beste aus meiner Welt herausziehen und in ein neues Bild setzten und so für ein paar Stunden in der Zeit zurückreisen - zurück in eine unbescherte und ausgeglichene Kindheit.



'Und warum die ganzen Blumenlandschaften?', werde ich danach gefragt. Weil sie aufmunternd und einfach schön sind und weil sie gut farbtechnisch mit sich spielen lassen- sage ich dann. Und dann denke ich noch: Sie stehen für unsere Emotionen und unser ganzes Leben. Mit ihnen sagen wir Danke, Ich liebe dich, entschuldigen uns, wünschen gute Besserung oder sprechen unser Beileid aus.

Sie verwelken leider aber auch und symbolisieren damit wie unbeständig und flüchtig unser Leben ist. Täglich passieren die beschissensten Dinge auf globaler und persönlicher Ebene, die wichtigsten Menschen in unserem Leben werden schlimm krank, depressiv oder die Nachrichten berichten von neuen Flüchtlingskrisen und Terroranschlägen, die einen wiederum auf depri stimmen können.

Dann packe ich meinen Schirm aus, mein kleines Rettungspaket aus Pinsel und Farben, setzte meine rosarote Brille auf und male...


Ein wichtiger Hinweis zum Schluss:

Ich weiß, dass wenige sich darum reißen, sich sentimentale traurige Geschichten anzuhören, aber dieser Text soll auch keinen negativen Beiklang haben, sondern inspirieren, motivieren und aufmuntern, um der negativen Welt - anstatt sich runterziehen zu lassen - mit Kunst, gesundem Optimismus und Humor, den Mittelfinger zu zeigen.


Vor allem wollte ich auch ein bisschen transparenter werden und denen, die sich für meine Kunst interessieren, die Möglichkeit geben, sie besser zu verstehen. Ich hoffe, das ist mir gelungen.










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