18. März 2018

Die EVBK-Bilder




Nach einer langen Pause von der Malerei, habe ich zum ersten Mal wieder etwas Eigenes für mich gemalt. Die zwei neuen Werke ('Im Bragphenn 1', 'Im Braphenn 2') habe ich für die diesjährige Ausstellung der EVBK (Europäische Vereinigung bildender Künstler aus Eifel und Ardennen) eingereicht. Die Bilder sind komplett anders und extrem abstrakt, und vielleicht werden sie nicht allen gefallen, aber für mich sind es sehr wichtige persönliche Bilder.

Es sind die ersten Bilder, die nach dem Tod meiner Mutter entstanden sind und in denen ich meine Trauer am verarbeiten bin. Um dieses Thema komme ich leider nicht herum, denn die langen Jahre ihrer Krankheit, haben mich letztendlich zum Malen gebracht und mir gezeigt, dass man nicht alles in Schwarz oder Weiß sehen muss.

In den neuen Arbeiten beschäftige ich mich mit Wäldern und Landschaften aus der Eifel, durch die ich zusammen mit meiner Mum spaziert, gewandert oder gelaufen bin (je nach dem wie gut sie dran war). Diese 'inneren Bilder' bzw. Gefühle und Erinnerungen daran integriere ich durch schichtweise aufgespachtelte oder hingeworfene Farbe in die Leinwände. Angefangen mit einer langsamen Pinselzeichnung der groben Formen und Umrisse eines Waldes, trage ich die Acrylfarben zügig nass in nass mit einem Malmesser auf und verschleiere mein Motiv immer weiter. Die Farben mische ich spontan an, verdicke oder verdünne sie und schmeiße sie mit ordentlich Schwung auf die Leinwand. Dadurch entstehen interessante, dynamische Linien und die Bilder bekommen eine einzigartige haptische Oberfläche. Während des Malens bewege ich mich ständig mit der Leinwand - entweder ich drehe sie an der Wand oder ich lege sie flach auf den Boden und wandere um sie herum. Dann kommt meistens ein Punkt an dem ich das Bild zur Seite stellen muss, damit ich es nicht 'vermale'. Wenn ich dann ein paar Stunden, Tage oder Wochen nichts daran gemacht habe, kann ich mir es mit frischen Augen wieder anschauen und entscheiden, ob es reif bzw. fertig ist oder ob ich nochmal dran arbeiten muss. Und genau das ist die größte Herausforderung bei den abstrakten Bildern und der Grund weshalb sie mir schwerer fallen als gegenständliche Bilder, bei denen das Ergebnis schon feststeht. Bei den freien, abstrakten Bildern ist vom Anfang bis zum Ende alles offen, und ich kann mich im wahrsten Sinne des Wortes überraschen lassen.


Die Idee hinter meinen Kunstwerken ist simpel: Sie sollen frei und dynamisch sein - grün und optimistisch.  Und durch die Technik der Abstraktion kann ich viel mehr Emotionen ausdrücken als wenn ich mein Motiv eins zu eins abmalen und somit einfach nur gegenständlich darstellen würde. Ich bin sehr stolz auf die Bilder und habe ein bisschen triumphierend in mich hineingelacht, weil ich das gute Gefühl habe, eine neue Richtung gefunden zu haben und mich weiterzuentwickeln. Auch wenn man die Bäume oder den Wald vor lauter Abstraktion nicht mehr sehen kann, haben sie einen starken Symbolcharakter für mich. Sie stehen für die Verwurzelung mit der Erde, Stärke, Schutz, Ruhe, aber auch Verletzlichkeit und Solidarität. Sie sind eine Metapher für die Turbulenzen in unserem Leben - für Zerbrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit. Sie sind der Stoff, den wir atmen, an dem wir uns wärmen, der uns schützt, mit dem wir arbeiten und später wieder zur Erde zurückkehren.


Die Vorlage für eine Pinselzeichnung bzw. die Inspiration liefert mir immer ein Foto, dass mich noch mal an diesen Tag im Wald erinnert. 

Die Entwicklung des Bildes war ein bisschen holprig. Ich hatte bei meinem ersten Versuch sehr lange darüber gebrütet und weil es mir nicht gefallen hat, musste ich die ganze Farbe noch einmal abschaben und mit einer Pinselzeichnung von Neuem beginnen. Das war zwar frustrierend, aber das gehört auch zum Malprozess, und im Nachhinein ist ja ein gutes Bild dabei rausgekommen. Und ich habe festgestellt, dass ich trotzdem einen konkreten Anker brauche, zu dem ich immer wieder zurückkehren kann, wenn das Bild während des Malprozesses zu abstrakt wird.

Frisch von der Wand: 'Im Bragphenn #2', Acryl auf Leinwand, 60 x 60 cm. Von der ursprünglichen Untermalung mit der Pinselzeichnung von der Waldszene ist nicht mehr viel übrig. Einzelne Bäume oder deren Form sind nur noch ansatzweise zu erkennen.
Farbüberreste von meiner Glaspalette


'Im Bragphenn #1', Acryl auf Leinwand, 70 x 100 cm
Ein Ausschnitt aus der Leinwand zeigt wie die noch nassen Farben zu einer dichten Oberfläche gestapelt und ineinander vernetzt sind.

Ein Wirrwarr an Farben: gespachtelt, gezogen, getropft oder mit Schwung auf die Leinwand geworfen.

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